Tötungswirkung "bleifreier Geschosse"-Stellungnahme
Einleitung
Die Entwicklung moderner Jagdgeschosse hat in den letzten 3 Jahrzehnten deutlich vor und völlig unabhängig von der Thematisierung der Bleiproblematik vermehrt zur monolithischen Konstruktionen aus verschiedenen Buntmetallen geführt. Weltweit wurden und werden diese seit den 1980-er Jahren in gro&em Umfang jagdlich verwendet und nur in Deutschland (die Hintergründe sind bekannt, aber nicht Thema dieses Aufsatzes) kam es von Beginn an zu Zweifeln an den "Bleifreien Geschossen" (bewusst in Anführungszeichen, da diese keine homogene Gruppe darstellen, sondern sich wie die bleihaltigen nach Aufbau und Wirkmechanismus deutlich voneinander unterscheiden). Der Reihe nach wurden die Präzision, die Laufabnützung und die "Abprallerneigung" (DEVA Studie) bezweifelt bzw. kritisiert. Alle diese Totschlagargumente erwiesen sich als haltlos und so blieb am Ende die Tötungswirkung. Um diese zu ermitteln wurden seit 2006 zunächst in Brandenburg und ab 2010 im gesamten Bundesgebiet Abschussberichte gesammelt. Deren Zusammenfassung und Auswertung ist Inhalt der kürzlich veröffentlichten Studie (Abschlussbericht Gremse/Rieger) der HNE Eberswalde, die für einige Verwirrung gesorgt hat. (link zum download: http://download.ble.de/09HS023.pdf
Abschussberichte
Elftausend AB??s sind eine stattliche Zahl und die statistische Auswertung nach Kaliber, Schussentfernung, Wildbretgewicht etc. gut und richtig. Anstatt jedoch nur vage von einer vergleichbaren Wirkung von bleifreien und bleihaltigen Jagdgeschossen zu sprechen wäre es zielführend gewesen, die Ergebnisse einzelner Geschosstypen mit Hinblick auf Tötungswirkung, Fluchtstrecken, Wildbretentwertung genau auszuwerten. So war das Impala LS mit insgesamt knapp 4% (422 AB) vor allem bei stärkerem Wild und gro&en Schussentfernungen (über 100 Abschüsse von Rotwild auf bis zu 300m in Hohenfels)beteiligt und hat dort bei minimaler Entwertung eine hervorragende Tötungswirkung gezeigt. Laut Seifenbeschuss hat es aber eine rechnerische Tauglichkeit von 0m!
Seifenbeschüsse
Das ein Gescho& beim Eindringen in ein Medium Energie verliert ist logisch, und der Verlauf dieses Energieverlustes ist mess- und darstellbar. Daraus auf die Tötungswirkung zu schlie&en ist allerdings nur bedingt möglich und die Forderung von 1500J auf den ersten 15cm (das sind bei einem "hochwildtauglichen" Geschoss mit 2000 J schon 75% der Energie) stellt die gesamte Gescho&entwicklung der letzten Jahrzehnte auf den Kopf! Unabhängig von der Art des Geschosses beruht seine Wirkung im Wesentlichen auf der Verdrängung von Flüssigkeit. Um dies ausreichend zu bewerkstelligen muss zunächst die viel zu hohe Querschnittsbelastung (QB) des Geschosses reduziert werden. Alle Konstruktionen der letzten 100 Jahre bewerkstelligen dies durch Verringerung der Masse und/oder Vergrö&erung des Querschnittes. Genaueres dazu hier. Da eine zu hohe Energieabgabe durch unkontrollierte Zerlegung starke Wildbretentwertung und den Eintrag von Metallpartikeln (Blei, Kupfer, Tombak, Zinn, Eisen, Nickel, Messing) nach sich zieht, fehlt diese Energie dann auch für eine ausreichende Tiefenwirkung. Eine gleichmä&igere Energiefreisetzung zeichnet moderne Konstruktionen mit hoher Restmasse daher aus. Hätte man z.B. die Energieabgabe von cm 15-30 für die Beurteilung herangezogen, das Ergebnis wäre ein anderes (sehr zu Gunsten des Impala KS, z.B.). Würde man wiederum eine Mindestpenetration von 50cm (wie sie für starkes Wild sicher Sinn macht) als Kriterium festlegen hie&en die Sieger Impala RN vor Impala CFN und CHP und viele der in der Studie hochgelobten Jagdgeschosse bekämen ein "nicht genügend". In jedem Fall wären die Ergebnisse aber sinnlos denn der Seifenbeschuss mit einer willkürlichen Formel ist eben kein Ersatz für die Abschussberichte. Schon beim wesentlich verbreiteteren Beschuss von ballistischer Gelatine (siehe Test von Werner Reb aus 2006) ergibt sich für das Impala LS eine den bleifreien Deformationsgeschossen vergleichbare Energieabgabe.
Sonderfall Impala
Im Gegensatz zu allen Jagdgeschosskonstruktionen der letzten 100 Jahre sind Impala Messinggeschosse formstabil. Damit haben sie nicht nur eine um gut 500 Jahre längere Tradition als diese, sondern sind auch in ihrer Wirksamkeit weitgehend unabhängig von Auftreffgeschwindigkeit und Zielwiderstand. Das Impala Konzept hat natürlich nur wenig mit den Bleipatzen von anno dazumal zu tun, sondern ist vielmehr das eines "high tech" Jagdgeschosses des 21. Jahrhunderts. Es wirkt nicht nur als Verdrängungsgescho& (wie letztendlich alle Geschosse), sondern arbeitet mit Hochfrequenz Druckwellen (Schockwellen induzierende Geschosse). Diese verursachen, auch noch in gro&er Entfernung vom Wundkanal, Traumatisierungen, die zum raschen Verenden des Wildes führen. Die geleistete Arbeit (Joule/Sekunde) ist dabei nicht ma&geblich. Im Gegenteil, hohe Geschwindigkeit im Wildkörper und beim Ausschuss verstärken diese Wirkung! Obwohl die Schockwellen in der (v.a. englischsprachigen) Fachliteratur vielfach beschrieben sind, werden sie, nicht nur in Deutschland, von manchen bezweifelt. Ein Verständnis des Phänomens ist in der Praxis gar nicht nötig (ich muss den PC mit dem ich das schreibe nicht verstehen um ihn bedienen zu können). Die Abschussberichte, auch im Vergleich mit anderen Geschossen, sprechen für sich. Impala Geschosse sind Spitzenreiter wenn es um die geringe Entwertung geht, und vor allem bei starkem Wild, kaum in der Wirkung zu übertreffen. Voraussetzung ist natürlich, wie bei jedem Geschoss, der richtige Sitz des Treffers.
Lösungsansatz
Die entscheidende Bedeutung des Treffersitzes wurde auch in der vorliegenden Studie bestätigt. Was liegt, im Sinne einer tierschutzgerechten Wilderlegung, näher als genau dort anzusetzen? Moderne Jagdwaffen und Jagdmunition haben in den meisten Fällen eine sehr hohe Präzision. Bleibt als Fehlerquelle der Schütze. Anstatt endlos über Vor- und Nachteile verschiedener Geschosse zu debattieren oder sinnbefreite Gesetze (siehe auch hier) zu erlassen sollte jeder Jäger im Frühjahr unter standardisierten Bedingungen seinen Leistungsnachweis erbringen. Schützen mit einer Wirkungsgrenze von Null Metern wären für die kommende Saison nicht zum Kugelschuss berechtigt. Die gro&e Masse wäre dann, je nach Können, für 100,200 oder auch 300m qualifiziert. Dieser Wert kann und muss dann im nächsten Frühjahr entsprechend dem neuen Ergebnis angepasst werden. Auch für die Standeinteilung bei (Ansitz)-drückjagden machte es durchaus Sinn über das Leistungsvermögender Schützen Bescheid zu wissen.